Die LTS-Klassifikation hilft, einladende und stressfreie Radverkehrslösungen zu identifizieren.

Die LTS-Klassifikation hilft, einladende und stressfreie Radverkehrslösungen zu identifizieren. © Melissa & Chris Bruntlett, www.modacitylife.com

LTS: Bewertungsinstrument misst das Stresspotenzial von Radverkehrsverbindungen

Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, das Radfahren durch eine gute Infrastruktur zu fördern. Die LTS-Klassifikation des Mineta Transportation Institutes kann dabei helfen, einladende und stressfreie Radverkehrslösungen zu identifizieren.

Die LTS-Klassifikation des Mineta Transportation Institutes zeigt, wie stressig unterschiedliche Radverkehrsanlagen für Radfahrerinnen und Radfahrer sind. Vor allem Netzlücken, gefährliche Kreuzungen und viel befahrene Streckenabschnitte halten Menschen vom Radfahren ab.

Gleichzeitig verdeutlicht die Klassifikation, wie wichtig deshalb vollständige und komfortable Radwegenetze sind und wie sehr sie von Radfahrer*innen akzeptiert werden. Sie kann dazu beitragen, einladende und stressfreie Radverkehrslösungen zu finden.

Vier Stresslevel von Radverkehrsanlagen

Die LTS-Bewertung berücksichtigt Daten zum Verkehrsaufkommen, zur Straßengestaltung und zu den Kfz- Geschwindigkeiten. Auf dieser Basis teilt sie unterschiedliche Typen von Radverkehrsanlagen jeweils in vier Stress-Level ein.

LTS 1 sind Einrichtungen mit der geringsten Stressbelastung. LTS 4 sind Radverkehrsanlagen, die nur unter höchstem Stress und mit größtem Unbehagen von Radfahrenden genutzt werden.

Auch Kreuzungen und Korridore werden entsprechend klassifiziert. Im Kern zeigt die LTS-Bewertung an, dass der Stress für Radfahrende steigt, wenn das Kfz-Aufkommen zunimmt und die Trennung zwischen Radfahrenden und Kfz-Verkehr abnimmt.

Instrument für Investitionsentscheidungen

Die LTS-Skala ist so gestaltet, dass sie im Wesentlichen den Profilen der vier Radfahrenden-Typen („Four Types of Cyclists“) entspricht.

Werden auf dieser Basis die Verkehrsbelastungen im gesamten Straßennetz kartiert, lässt sich schnell herausfinden, wo weniger stressige Radverkehrsverbindungen verlaufen. Es zeigt sich auch, welche Routen nur unzureichend für den Radverkehr ausgebaut sind, wo sich Netzlücken und Konfliktpunkte befinden. Die Skala ist daher auch ein gutes Instrument für Entscheidungen über Verkehrsinvestitionen.

Ein stressiger Abschnitt hält vom Radfahren ab

Die LTS-Bewertung zeigt, dass eine einladende Radverkehrsinfrastruktur aus zusammenhängenden Netzen mit wenig belastenden LTS 1- und LTS 2-Elementen und Kreuzungen bestehen sollte. Nur dann wird sie von der Mehrheit der Radfahrer*innen genutzt. Lückenhafte Netze mit stressigen LTS-3- oder LTS-4-Abschnitten oder Kreuzungen hingegen halten viele Menschen vom Radfahren ab.

Die Qualität einer Radroute steht und fällt mit dem schwächsten Abschnitt. Wenn nur eine Stelle als gefährlich wahrgenommen wird, können sich Menschen gegen das Rad als Verkehrsmittel für diesen Weg entscheiden.

Steigerung des Sicherheits- und Komfortgefühl von Radfahrenden
Steigerung des Sicherheits- und Komfortgefühl von Radfahrenden © ADFC
 Level of traffic stress    Eigenschaften  Radfahrtyp

LTS 1:

sehr niedriger Stress

Für die meisten Kinder geeignet

interessiert, aber besorgt

alle

LTS 2:

geringer Stress

 

Für die meisten Erwachsenen                (ca. 50 %) geeignet

interessiert, aber besorgt

alle

LTS 3:

moderater Stress
Für einige Erwachsene                 (ca. 10 %) geeignet

begeistert und überzeugt

Stark und furchtlos

LTS 4:

hoher Stress

Für sehr wenige Erwachsene (4 %) geeignet

Stark und furchtlos

 

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