Radfahren in der Stadt wird immer beliebter. © ADFC / April Agentur

Verkehrsminister unterschätzt Radverkehr massiv – Fahrradmilliarde jetzt!

Bundesverkehrsminister Wissing stellt seine Langfristprognose für den Verkehr vor, nach der bis 2051 nur wenige Menschen vom Auto aufs Fahrrad umsteigen werden. Der ADFC sieht darin eine Fehleinschätzung und fordert mehr Unterstützung fürs Rad.

ADFC-Bundesgeschäftsführerin Ann-Kathrin Schneider sagt: „Prognosen wie die des Verkehrsministers reden das Potenzial des Radverkehrs künstlich klein. Sie gehen von einem minimalen Wachstum in den nächsten Jahrzehnten aus. Das Gegenteil ist der Fall, das Potenzial des Radverkehrs ist enorm. Radfahrende in Deutschland schaffen längst Fakten, die das Ministerium nicht anerkennen will.“

Laut der Prognose des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV) steigt der Anteil des Radverkehrs am sogenannten Modal Split, also an der gesamten Verkehrsleistung, in Deutschland bis zum Jahr 2051 auf lediglich 12,2 Prozent (von 10 Prozent im Vor-Corona-Jahr 2019). Gemessen in Personenkilometern (pkm) entspricht das einem Anstieg von 40 Milliarden auf lediglich 54 Milliarden pkm.

Selbst konservative Schätzungen wie die der Nationalen Plattform Zukunft der Mobilität (NPM) kommen aber zu einem völlig anderen Ergebnis. Die NPM hielt bereits 2019 eine Steigerung der Verkehrsleistung des Radverkehrs auf 75,4 Mrd. pkm bis 2030 für erreichbar. Der Radverkehr kann demnach seine Verkehrsleistung schon bis 2030 fast verdoppeln.

Mehr Radverkehr braucht mehr Investitionen

Die Menschen in Deutschland wollen mehr Rad fahren, das belegen Umfragen wie etwa der Fahrrad-Monitor 2021. Auch der vom Bundeskabinett vorgelegte Nationale Radverkehrsplan 3.0 (NRVP) erkennt diese Realität an. Demnach soll Deutschland bis 2030 Fahrradland werden. Den Worten müssen nun aber endlich Taten folgen.

Der ADFC fordert, dass die Bundesregierung beim Ausbau der Fahrradinfrastruktur in Deutschland in die Offensive geht. Die Verkehrsminister der Länder haben einstimmig beschlossen, dass Länder und Kommunen für den Ausbau des Radwegenetzes bis 2030 jährlich eine Fahrradmilliarde vom Bund brauchen. Die muss der Bund jetzt im Haushalt verankern.

Ann-Kathrin Schneider: „Der Radverkehr ist ein wichtiger Hebel, um die Verkehrswende vor Ort umzusetzen und die Klimaschutzziele im Verkehr zu erreichen. Mehr Radverkehr kommt aber nicht von alleine! Damit der Umstieg aufs Rad und damit die dringend benötigte Mobilitätswende gelingen kann, braucht es die richtige Infrastruktur. Und dafür brauchen wir die Fahrradmilliarde.“

Mehr Geld fürs Fahrradparken an Bahnhöfen

Auch bei der Fahrradinfrastruktur an den Bahnhöfen muss die Bundesregierung dringend nachbessern: Laut einer Studie im Auftrag des BMDV fehlen an deutschen Bahnhöfen 1,5 Millionen Stellplätze für Fahrräder. Das Kabinett hat jetzt für die Jahre 2023-2026 zwar mehr Geld für das Fahrradparken an Bahnhöfen zugesagt. Doch die versprochenen 110 Millionen Euro sind nicht mehr als ein positives Signal. Das Geld reicht bei weitem nicht aus, um den Bedarf zu decken. Nötig wären mindestens 3 Milliarden Euro, wobei die aktuellen Baukostensteigerungen und die Kosten für Flächenerwerb und Unterhalt noch nicht mit eingerechnet sind.

Ann-Kathrin Schneider: „Auch hier zeigt sich, dass der Verkehrsminister die Dimension des Themas noch nicht erkannt hat. Ein weiteres kleines Förderprogramm für die Kommunen reicht nicht aus. Damit mehr Menschen aufs Rad umsteigen und sich die Fahrgastzahlen der Bahn verdoppeln, brauchen wir vielmehr zusätzlich ein großes Bahnhofsprogramm fürs Fahrradparken an Bahnhöfen, das den Schienen-Etats zugeordnet ist.“

Über den ADFC

Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club e.V. (ADFC) ist mit über 220.000 Mitgliedern die größte Interessenvertretung der Radfahrerinnen und Radfahrer in Deutschland und weltweit. Er berät in allen Fragen rund ums Fahrrad: Recht, Technik und Tourismus. Politisch engagiert sich der ADFC auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene für die konsequente Förderung des Radverkehrs.

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ADFC | Geschäftsführerin Anne-Kathrin Schneider am 10. Juni 2021 in Berlin

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