40 Jahre ADFC: Protest statt Feiern

Am 18. April wird der ADFC 40. Doch statt einer großen Party, geht der Fahrrad-Club auf die Straße und macht mit einer bundesweiten Mitmach-Kampagne „Mehr Platz fürs Rad“. Denn: Die Bedingungen für den Radverkehr in Deutschland sind unbefriedigend.

ADFC-Gründer Jan Tebbe auf der ersten Münchener Fahrradwoche
Jan Tebbe auf der ersten Münchener Fahrradwoche © ADFC

Am 18. April 1979 gründet Verkehrsberater Jan Tebbe mit 17 Mitstreitern in seinem Wohnzimmer in Bremen den Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club, kurz ADFC, als fahrradpolitisches Gegengewicht zu den starken Interessensverbänden des Automobils. Am 26. Oktober wird der ADFC-Bundesverband ins Vereinsregister Bremen eingetragen. Nach einem Jahr hat der ADFC über 3.000 Mitglieder, heute sind es mehr als 175.000. Damit ist der ADFC die größte Interessensvertretung für das Alltagsradfahren weltweit.

1980: Internationale Velo-city-Konferenz

Der ADFC veranstaltet die erste Fahrradkonferenz Velo-city in Bremen mit 400 Teilnehmenden, um den internationalen Austausch zur Radverkehrsförderung anzukurbeln. Mittlerweile organisiert der vom ADFC mitgegründete Europäische Fahrrad-Verband (ECF) die weltweit bedeutendste fahrradpolitische Konferenz, an der über 1.500 Menschen aus über 60 Nationen teilnehmen.

1988 – Erster ADFC-Fahrradklima-Test

1988 organisiert der ADFC erstmals eine bundesweite Befragung von Radfahrenden: den ADFC-Fahrradklima-Test. Mittlerweile wird der Test alle zwei Jahre mit Unterstützung des Bundesverkehrsministeriums durchgeführt und hat sich als „Zufriedenheitsindex der Radfahrenden in Deutschland“ politisch und in den Medien einen Namen gemacht. An der aktuellen Umfrage nahmen mehr als 170.000 Menschen teil.

1995 – Bett+Bike startet

Radurlaub wird von Jahr zu Jahr beliebter. Deshalb ruft der ADFC 1995 das Qualitätssiegel Bett+Bike für fahrradfreundliche Gastbetriebe vom Campingplatz bis zum Sternehotel ins Leben. Auf www.bettundbike.de und über die Bett+Bike-App finden sich heute über 5.800 ausgezeichnete Betriebe in Deutschland und den Nachbarländern.

1997 – Erste „Radwelt“ erscheint

Seit 1997 erhalten ADFC-Mitglieder das Magazin Radwelt als eigenständiges Heft. Sie erscheint alle zwei Monate und überschreitet 2018 die Marke von 100.000 Exemplaren. Damit ist die Radwelt das erfolgreichste Tourenradmagazin in Deutschland.

1997 – Fahrradfreundliche StVO-Novelle

Mit der „Fahrradnovelle“ der Straßenverkehrsordnung werden 1997 erstmals deutliche Verbesserungen für den Radverkehr verbindlich: Städte und Gemeinden können Einbahnstraßen für Radfahrende in Gegenrichtung öffnen, Fahrradstraßen einrichten und den Radverkehr auf Busspuren ermöglichen. Die Radwegebenutzungspflicht ist ab sofort an Qualitätskriterien gebunden.

1998 – ADFC-Radreiseanalyse auf der ITB

Trends und Zahlen zum Radtourismus in Deutschland präsentiert der ADFC seit 1998 jährlich auf der Internationalen Tourismusbörse ITB in Berlin.

2002 – Erster Nationaler Radverkehrsplan

Auf Betreiben des ADFC verabschiedet die Bundesregierung im Jahr 2002 ein erstes fahrradpolitisches Programm, den Nationalen Radverkehrsplan 2002-2012. Ziele sind ein gutes und alltagstaugliches Radverkehrsnetz, die Steigerung des Radverkehrsanteils und mehr Verkehrssicherheit. Bei der 2019 anstehenden Fortschreibung des Plans will der ADFC auf eine konkrete Maßnahmenplanung und ambitionierte, messbare Ziele beim Modal Split hinwirken.

2004 – „Mit dem Rad zur Arbeit“ startet

ADFC und die Krankenkasse AOK rufen 2004 erstmals bundesweit zur Aktion „Mit dem Rad zur Arbeit“ auf und motiviert Menschen, ihren Arbeitsweg im Sommer an mindestens 20 Tagen per Rad zurückzulegen. Viele steigen nach dem Aktionszeitraum dauerhaft aufs Rad um.  

2006 – Erste ADFC-Qualitätsradrouten

Qualitätsmanagementsystem für den Radtourismus in Deutschland: Seit 2006 prüft der ADFC nach einheitlichen Kriterien Radfernwege auf Wegequalität, Ausschilderung und Verfügbarkeit von fahrradfreundlichen Unterkünften. 36 ADFC-Qualitätsradrouten mit bis zu fünf Sternen sowie fünf ADFC-RadReiseRegionen sind bei Radtouristen und Tagesausflüglern aus dem In- und Ausland beliebt. Mittlerweile gibt es das Klassifizierungssystem auch in Österreich.

2016 – ADFC-Pannenhilfe kommt

Seit 2016 bietet der ADFC seinen Mitgliedern die erste mobile Pannenhilfe für Fahrräder und Pedelecs an. 2018 löste die ADFC-Pannenhilfe rund 750 Fälle.

2016 – Radschnellwege im Bundesverkehrswegeplan

Als großen bundespolitischen Erfolg kann der ADFC die Aufnahme von Radschnellwegen in den Bundesverkehrswegeplan verbuchen. Demnach wird der Bund sich in Zukunft stärker am Bau von Radschnellwegen beteiligen. Bisher lehnte der Bund seine Zuständigkeit für diese neue Form von Premium-Radinfrastruktur ab. Seit 2018 stehen im Etat des Bundesverkehrsministeriums auch Mittel für den Radschnellwegebau bereit.

2019 – Kein Grund zum Feiern, sondern zum Protest

Während sich die Probleme auf der Straße zuspitzen – Staurekorde, Feinstaubalarme, Fahrverbote, Stress – kommt die Verkehrspolitik mit dem Umsteuern zugunsten der umweltfreundlichen Mobilität nicht voran. Der Radverkehrsanteil stagniert, die Radinfrastruktur ist katastrophal, in immer mehr Städten gründen sich mit Unterstützung des ADFC kämpferische Bürgerinitiativen, die sich die autofokussierte Verkehrspolitik nicht mehr gefallen lassen wollen. Der ADFC wird das Jubiläumsjahr deshalb nicht primär zum Feiern nutzen, sondern für eine weithin sichtbare politische Kampagne mit Aktionen im ganzen Bundesgebiet. Er fordert: #MehrPlatzFürsRad!

https://www.adfc.de/neuigkeit/40-jahre-adfc-protest-statt-feiern

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