Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club e. V. (ADFC)

Ein Kind in einem Lastenrad hebt jubelnd die Arme, das Lastenrad fährt eine erwachsene Person in Jeans. für den Kindertransport ist der Traum vieler junger Familien.

Ein Lastenrad für den Kindertransport ist der Traum vieler junger Familien. © CaGo

Lastenräder für den Kindertransport

Ein Lastenrad ist der Traum vieler junger Eltern. Doch vor dem Kauf müssen einige Fragen geklärt werden. Es gibt drei Lastenradtypen, die sich für den Kindertransport eignen. Der ADFC erklärt Vor- und Nachteile der Lastenräder.

Ein Lastenrad ist der Traum vieler junger Eltern. Doch wer ernsthaft darüber nachdenkt, muss etliche Fragen vorab klären: Kann ich mir ein Lastenrad leisten und sicher unterstellen? Was mache ich bei Kälte, Regen und Schnee oder wenn die Zahl der Kinder wächst und befreundete Kinder mittransportiert werden wollen? Lässt sich ein Lastenrad sicher beherrschen, wenn es voll beladen ist? Und was passiert, wenn ein Elternteil das Kind morgens in die Kita bringt und der andere Elternteil es nachmittags abholt? Sind dann Kinderanhänger und Kindersitz passendere Alternativen beziehungsweise eine sinnvolle Ergänzung?

Lastendreirad: Mehr geht nicht

Ein Lastendreirad bietet die größte Ladekapazität: Je nach Modell können meist bis zu vier Kinder durch Gurte gesichert mitfahren. Anhalten, Einsteigen und Parken sind kein Problem – das Dreirad steht immer sicher und fällt nicht um. Es braucht aber eine Parkbremse. In Kurven heißt es jedoch: langsam fahren, sonst kann es kippen! Wenden auf engem Raum? Hinten anheben und drehen geht oft ganz gut.

Es gibt bei Lastendreirädern drei Lenk-Konstruktionen: Bei der Drehschemel-Lenkung schwenkt man die ganze Kiste mit den Vorderrädern – das erfordert in engen Kurven lange Arme. Bodenunebenheiten spürt man geradeaus fahrend in der Lenkung. Bei der Achsschenkel-Lenkung schlagen wie beim Auto nur die Vorderräder ein. So ist das Dreirad bequemer zu lenken; der Platz in der Transportbox wird dadurch aber kleiner. Mit der Achsschenkel-Lenkung mit Neigetechnik legt sich das Dreirad in die Kurve; damit ist die Kippgefahr in der Kurve gebannt – und es lässt sich beinahe sportlich fahren. Beim Anhalten und Parken muss aber zusätzlich der Neigemechanismus manuell blockiert werden. 

Wegen der Größe und der hohen maximalen Zuladung hat das Lastendreirad das höchste Leergewicht. Eine Motorunterstützung ist zu empfehlen. Wo Garage oder überdachte Stellplätze fehlen, hilft ein Wetterschutzüberzug.

Hersteller u. a. Bakfiets, Chike, Christiania Bikes, Nihola, Veleon

Lastendreirad kompakt

  • Vorteile: höchste Ladekapazität, sicherer Stand, Kinder im Blick, Platz für Einkäufe
  • Nachteile: Platzbedarf beim Fahren und Parken, Kurvenfahrten ohne Neigetechnik, hohes Leergewicht
  • Besonderheiten: Modelle mit Neigetechnik, Kita-Versionen für bis zu 6 Kinder
  • Kapazität: i. d. R. bis zu 4 Kinder bis 7 Jahre, max. 22 kg/Kind
  • Zubehör: Wetterschutz, Gurte, Polster, Babytransport
  • Gewicht/zulässiges Gesamtgewicht: ca. 38 bis 65 kg/max.180 bis 230 kg
  • Preise: ca. 3.500 bis ca. 8.000 Euro

 

Lastenzweirad Long John: Alles im Blick

Beim Lastenradtyp Long John befindet sich der Laderaum zwischen Vorderrad und Lenksäule (Steuerrohr). Das ermöglicht eine große Ladekapazität bei einem günstigen tiefen Schwerpunkt. Die Lenkung erfolgt indirekt über ein Gestänge oder über zwei Seilzüge. Die Seilzüge erlauben ein sehr enges Einschlagen des Vorderrads und damit einen kleineren Wendekreis. Eine Gestängelenkung ist meist leichtgängiger.

An das Fahren eines Long Johns muss man sich gewöhnen – insbesondere beim Gleichgewichthalten mit schweren Lasten. Long John-Lastenräder gibt es in vielen Größen. In sehr kompakten Varianten für ein bis zwei Kinder sind sie kaum länger als ein normales Fahrrad und auch ihr Fahrverhalten ist diesen sehr ähnlich. Große Varianten für bis zu vier Kinder haben Tandemlänge. Hier braucht es ein wenig mehr Eingewöhnungszeit und mehr Platz beim Wenden und Abstellen.

Hersteller u. a. Bakfiets, Bastiaen, CaGo, Dolly, Lovens, Cargo Bike Monkeys, Muli, Riese & Müller, Urban Arrow, Yoonit

Long John kompakt

  • Vorteile: Fahrverhalten wie Zweirad mit größerem Wendekreis, gut für längere Strecken, Kinder im Blick, hohe Ladekapazität
  • Nachteile: bei großen Modellen hoher Platzbedarf beim Wenden und Parken, hohes Leergewicht
  • Besonderheiten: Modelle mit sportlicher Sitzposition, vollgefederte Modelle
  • Kapazität: 1 bis 4 Kinder bis 7 Jahre, max. 22 kg/Kind
  • Zubehör: Wetterschutz, Gurte, Polster, Babytransport
  • Gewicht/zulässiges Gesamtgewicht: ca. 38 bis 55 kg/max. 180 bis 250 kg
  • Preise: ca. 4.000 bis 10.000 Euro

 

Lastenzweirad Longtail: Wendiger Lastenesel

Immer beliebter werden Longtails, Lastenräder mit einem langen Gepäckträger hinten. Sie fahren sich je nach Größe wie ein kurzes Tandem oder ein ganz normales Fahrrad und bieten Platz für Passagiere jeden Alters – vom Kleinkind bis zum Erwachsenen. Dazu lassen sich ein bis zwei Kindersitze oder eine Sitzbank mit Rückenlehne und Reling auf dem hinteren Gepäckträger anbringen. Fußbretter bieten Platz für die Füße. Ein Speichenschutz muss sein und ist meist serienmäßig vorhanden. Gepäck passt in weit hinten angebrachte Packtaschen oder auf den optionalen, rahmenfesten Vorderradgepäckträger. Wegen der meist kleinen 20 Zoll-Hinterräder ist der Schwerpunkt niedrig und das Fahren mit Passagieren unproblematisch. Wetterschutz gibt es als Zubehör. Beim Auf- und Absteigen der Passagiere muss man ein Longtail trotz Ständer festhalten.

Hersteller u. a. Btwin, Riese & Müller, Tern, Vello, Veloe, Xtracycle, Yuba

Longtail kompakt

  • Vorteile: fährt sich wie normales Zweirad mit und ohne Kinder, auch für ältere Kinder und Erwachsene geeignet, geringeres Leergewicht, Parken einfacher
  • Nachteile: Kinder nicht im Blick, geringeres Transportvolumen, Kinder nicht alleine auf dem Fahrrad lassen, kein Babytransport
  • Besonderheiten: Federgabel, Sattelstützenfederung, umfangreiches, praktisches Spezialzubehör
  • Kapazität: 1 bis 2 Kinder ohne Altersgrenze, 50 bis 100 kg
  • Zubehör: Wetterschutz, Sitze, Reling, Haltegriffe, Fußstützen, Packtaschen, Gepäckträger vorne
  • Gewicht/zulässiges Gesamtgewicht: ca. 25 bis 40 kg/max. 150 bis 210 kg
  • Preise: ca. 2.700 bis ca. 8.200 Euro

Autor: Peter Barzel

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