
Blick auf die Delegierten der 45. Bundeshauptversammlung, die in Berlin tagte. © ADFC/Michael Handelmann
45. ADFC-Bundeshauptversammlung wählt Doppelspitze
Mitte November 2025 kamen 140 Delegierte aus 16 ADFC-Landesverbänden zusammen, um den Kurs des Verbands zu bestimmen. Zum ersten Mal wählten sie eine gleichberechtigte paritätische Doppelspitze im Bundesvorstand.
Der ADFC im Wandel: Auf der 45. ADFC-Bundeshauptversammlung 2025 in Berlin war erstmals der Junge ADFC als eigene Organisation dabei, der Frauenanteil unter den Delegierten ist deutlich gewachsen – und die Delegierten wählten zum ersten Mal eine paritätische Doppelspitze. Sarah Holczer und Frank Masurat führen künftig gemeinsam den Verband, unterstützt von sechs weiteren Vorstandsmitgliedern.

Die neue ADFC-Doppelspitze
„Radfahren bringt Menschen zusammen und die Welt ein Stück voran: Es ist ein Beitrag zu Klimaschutz, nachhaltiger Mobilität und es fördert den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Der ADFC macht diese Werte sichtbar – mit Vertrauen und Klarheit. In diesem Sinne werde ich mich dafür einsetzen, dass das Fahrrad den Raum und die Unterstützung erhält, die es verdient – im Straßenverkehr wie in der Politik.“
Sarah Holczer, ADFC-Bundesvorsitzende
„Radfahren ist Zukunft – gesund, klimaschonend, demokratisch. Wir wollen zeigen, dass Mobilitätspolitik weit mehr ist als Straßenbau und Verkehrsplanung: Sie entscheidet über Lebensqualität, Sicherheit und gesellschaftlichen Zusammenhalt. Der ADFC wird diese Perspektive in der Bundespolitik noch stärker einbringen – mit klarer Stimme und konstruktivem Druck.“
Frank Masurat, ADFC-Bundesvorsitzender
Leitantrag zu Radfahren und Gesundheit
Neben der Vorstandswahl stand der Leitantrag „Radfahren stärkt – Gesundheit, Gemeinschaft, Gesellschaft“ des Bundesvorstands im Fokus, der von der Versammlung beschlossen wurde. Der ADFC will stärker auf die gesundheitlichen Vorteile des Radfahrens aufmerksam machen: Wer Radverkehr stärkt, der stärkt auch die Menschen – körperlich, psychisch und sozial. Radfahren ist eine einfache und kostengünstige Möglichkeit, fit und gesund zu bleiben. Fahrradförderung ist deshalb nicht nur Verkehrs-, sondern auch Gesundheitspolitik.
Gesundheit, Gemeinschaft, Gesellschaft
In einer Zeit gesellschaftlicher Polarisierung werden sachliche Diskussionen über Mobilität, Klima und Zukunft immer schwerer. „Deshalb brauchen wir positive Narrative, die verbinden und nicht spalten – und wir brauchen Geschichten, die zeigen, was Radfahren für jeden Einzelnen persönlich bedeutet und welchen Gewinn es für Körper, Geist und Gemeinschaft bringt“, sagte Masurat bei der Vorstellung des Leitantrags. „Indem wir Radfahren als Beitrag zu mehr persönlichem Wohlbefinden, Lebensfreude und Teilhabe sichtbar machen, eröffnen wir den Menschen neue Zugänge zum Fahrrad – auch denen, die bisher kaum oder gar nicht Rad fahren“, so Masurat weiter.
Mit dieser positiven Erzählung will der ADFC den gesellschaftlichen Dialog über Mobilität erweitern und zugleich neue Kooperationen anstoßen.
Gender-Check
Als der ADFC-Bundesvorsitzende Frank Masurat von den Aktivitäten des ADFC berichtete, betonte er auch, dass der ADFC Teil einer starken Zivilgesellschaft sei: „Wir setzen uns für sichere Straßen und gute Radwege ein – und engagieren uns für eine Gesellschaft, in der Vielfalt normal und Respekt selbstverständlich ist. Und in der Ausgrenzung keine Chance hat.“
Der inzwischen schon traditionelle Gender-Check auf der 45. ADFC-Bundeshauptversammlung zeigte, dass der Anteil der weiblichen Delegierten 2025 leicht rückläufig war. Mit 42,5 Prozent liegt er dennoch weit über dem, was noch vor wenigen Jahren üblich war. Der ADFC ist auf einem guten Weg, aber es ist auch noch viel zu tun. Das Frauen-Netzwerk im ADFC hat für Gliederungen einen Handlungsleitfaden vorgelegt, wie sie Frauen motivieren und ihre Teilhabe ermöglichen können.
Um Rollenbilder und den Einfluss des Patriarchats auf die Mobilität und damit auch auf Veränderungen im Verkehrsbereich ging der Autor und Männerberater Boris von Heesen ein. Er belegte mit Zahlen und Fakten, wie stark Straßenverkehr und Stadtplanung von Männern geprägt werden und wie das Auto zur Norm wurde. Auch das waren spannende Impulse, die die Delegierten mit in ihren ADFC vor Ort tragen konnten.
Weitere Beschlüsse der ADFC-Bundeshauptversammlung
Die Delegierten entschieden über weitere Anträge: Der ADFC wird sich dafür einsetzen, dass die Überholabstände von mindestens 1,5 m innerhalb und mindestens 2 m außerhalb von Ortschaften eingehalten werden. Trotz der Verankerung der Mindestabstände in der StVO werden Radfahrende zu eng überholt. Deshalb soll es bestimmte Aktionsräume geben, in denen der ADFC die Überholabstände in den Fokus rückt.
Neu im ADFC-Forderungskatalog ist, dass neue Wegweiser für den Radverkehr in sogenannter retro-reflektierender Ausführung aufgestellt werden. Aktuell sind nur Schilder im Straßenverkehr reflektierend, nicht aber die Wegweisung auf touristischen Routen. Diese Unterscheidung soll wegfallen.
Des Weiteren wird sich der ADFC für die Vereinheitlichung von Ladesteckern für Elektrofahrräder einsetzen, damit diese hersteller- und serienübergreifend nutzbar werden.
Der neue ADFC-Bundesvorstand
Der ADFC hat nun eine Doppelspitze, die den Verband führt. Vor einem Jahr entschieden die Delegierten, den Verband so zukunftsfähiger, vielfältiger und repräsentativer zu machen. Sarah Holczer und Frank Masurat bilden das neue Führungsduo.
Betriebswirtin Sarah Holczer (44) kommt aus der Region Stuttgart und ist Nachhaltigkeits- und Kommunikationsexpertin. Klarheit, Zusammenarbeit und Vertrauen seien ihr wichtig – sie sei nicht auf Konfrontation aus, sondern baue lieber Brücken, denn wenn der ADFC zusammenarbeite, eine gemeinsame Sprache spreche, sich gegenseitig vertraue, dann könne er seine Stärke auch voll entfalten.
Frank Masurat (65) aus Berlin war langjähriger Projektmanager beim Lufthansa-Konzern. Dass die Politik Klimaschutz aktuell als weniger wichtig ansieht, sei sehr hart. Es zeige aber auch, wenn das Radfahren selbstverständlich werden soll, dann müsse der ADFC raus aus der Blase und aufgreifen, was die Menschen bewege: Gesundheit, Sicherheit für Kinder und Freiheit im Alltag.
Die Delegierten bestätigten Lena Adam (20) als Vertreterin des Jungen ADFC im Bundesvorstand. Die Geographiestudentin will sich dafür einsetzen, den Jungen ADFC und die Sicht der jungen Menschen einzugliedern, um den ADFC diverser zu machen, denn „junge Menschen sind für den ADFC überlebenswichtig“, so Adam.
Tourismusexperte und Pressesprecher Christian Tänzler (63) will sich im Bundesvorstand weiter für den Radtourismus einsetzen, denn ein Radurlaub schaffe es, Menschen fürs Radfahren zu begeistern – im besten Fall stiegen sie auch zu Hause mehr aufs Rad.
Christoph Schmidt (49) ist Geschäftsführer eines Software-Unternehmens und stammt aus dem ländlichen Sauerland. Er kenne Stadt und Land und wolle beide Perspektiven in den Vorstand einbringen. Als Vorsitzender des ADFC Köln verstehe er sich auch als Stimme der Gliederungen im Vorstand.
Dr. Joachim Lohse (66) hatte als Verkehrssenator in Bremen u. a. die Fahrradzone eingeführt. Der ADFC stehe vor der Herausforderung, dass er erreichen müsse, dass seine Vorstellungen an die Wertvorstellungen anderer andocken könne, dafür brauche es anschlussfähige Argumente.
Die Ökonomin Vera Konrad (32) hat in den letzten Jahren die Gründung des Jungen ADFC vorangetrieben und war im Landesvorstand des ADFC Bayern aktiv. Da sie für den Jungen ADFC nun zu alt sei, wolle sie sich um die große Lücke kümmern, die der ADFC insbesondere bei Frauen zwischen 30 und 50 habe.
Die Volkswirtin Clara Bohle (30) ist Co-Geschäftsführerin der Schwalbe-Stiftung. Sie sagt, dass Teilhabe und Mobilität keine soziale Frage werden dürfen, sondern für alle möglich sein müsse. Sie wolle sich im ADFC für Teilhabe, junge Perspektiven und eine starke Vernetzung von Verband und Fahrradbranche einsetzen.
Amelie Dörres (63) zog ihre Kandidatur nach vier Jahren im Bundesvorstand zurück, da der Bundesvorstand in der komfortablen Situation sei, ausreichend Frauen zu haben. Dies sei nicht überall im ADFC der Fall und dafür werde sie als Teil des Frauennetzwerks weiterkämpfen. Auch Cathrin Calliau (34) trat nicht erneut für den Bundesvorstand an. Delegierte und Vorstand bedankten sich bei ihnen für ihr Engagement mit langem Applaus.
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