Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club e. V. (ADFC)

Übersicht zum ADFC-Fahrradklima-Test 2024

Das Fahrradklima in Deutschland verbessert sich minimal: Note 3,92 statt 3,96 im ADFC-Test 2024. Über 213.000 Menschen bewerteten ihre Städte. Stadtzentren werden besser, doch Radwege bleiben zu schmal.

Alle zwei Jahre messen wir mit dem ADFC-Fahrradklima-Test, wie fahrradfreundlich Deutschland wirklich ist. 2024 haben über 213.000 Menschen aus 1.173 Städten und Gemeinden ihre Erfahrungen geteilt – und damit eine der größten Befragung zur Fahrradfreundlichkeit ermöglicht. Das Ergebnis zeigt: Deutschland bewegt sich in die richtige Richtung, aber nur in kleinen Schritten. Während manche Städte deutliche Fortschritte machen und ihre Zentren fahrradfreundlicher gestalten, kämpfen Radfahrende weiterhin mit zu schmalen Wegen und mangelnder Sicherheit. Die Daten offenbaren, wo Kommunen erfolgreich investiert haben – und wo dringender Handlungsbedarf besteht.

Ergebnisse: Nur Minimale Verbesserungen

Das Fahrradklima in Deutschland hat sich leicht verbessert, bleibt aber insgesamt unbefriedigend. 2024 lag die Gesamtnote bei durchschnittlich 3,92 (2022: 3,96). Die Verbesserung zeigt sich in allen Ortsgrößenklassen. Dabei zeigt der ADFC-Fahrradklima-Test: Engagement zahlt sich aus. Denn bereits seit 2018 wird die Förderung des Radverkehrs in größeren Städten zunehmend wahrgenommen und in der Umfrage positiv bewertet. Der langfristige Trend zeigt auch: Kleinere Kommunen haben Nachholbedarf bei der Fahrradförderung und Großstädte verbessern sich seit einigen Jahren, obwohl sie in der Regel insgesamt schlechter bewertet werden als kleine Städte oder ländliche Gemeinden.

Zu den Ergbenissen

Thomas Böhmer
Thomas Böhmer, Studienleiter ADFC-Fahrradklima-Test © ADFC/Deckbar

Der ADFC-Fahrradklima-Test ist eine der größten Befragungen zur Fahrradfreundlichkeit von Städten und Gemeinden weltweit. Alle zwei Jahre bewerten die Menschen, wie sicher und komfortabel sich das Radfahren bei ihnen vor Ort anfühlt. Aussagekräftig war die Umfrage dank Mindestteilnehmerzahl schon immer.

Indem wir dieses Mal aber auch Kommunen hinsichtlich ihrer Aktivitäten bei der Radverkehrsförderung befragt haben, konnten wir zudem den ADFC-Fahrradklima-Test inhaltlich noch einmal deutlich erweitern. 730 Kommunen haben daran teilgenommen – unter ihnen mehr als 95 Prozent der Großstädte in Deutschland. 

Die interaktive Ergebniskarte zeigt alle Steckbriefe und die Ergebnisse des elften ADFC-Fahrradklima-Tests stellen wir Ihnen hier und auf der Internetseite vor.

Thomas Böhmer
Studienleiter ADFC-Fahrradklima-Test

 

Karte: Wie hat mein Ort abgeschnitten?

Die interaktive Karte zeigt die Bewertungen des Fahrradklimas aller teilnehmenden Städte und Gemeinden. Klicken Sie einfach auf einen Ortsnamen, um die detaillierten Ergebnisse aufzurufen.

Zur Interaktiven Karte 

Trends: Tops und Flops der Bewertung

Stadtzentren sind wieder besser mit dem Rad erreichbar (2,78). Die Bemühungen vieler Kommunen, ihre Ortsmitte attraktiver zu gestalten, kommen offenbar an. Ein Großteil der Städte hat zudem Einbahnstraßen systematisch für den Radverkehr geöffnet – was ebenfalls mit 2,8 positiv bewertet wird. Dass Alt und Jung Rad fahren, wird mit der Note 3,12 als gutes Zeichen beurteilt. Auch die Bewertung für sichere Abstellanlagen ist besser ausgefallen als in den Jahren zuvor (3,85). Negativ bewertet wurden die Radwegebreiten (4,70), die fehlende Kontrolle von Falschparkenden (4,69) und die Führung an Baustellen. Die Note hat sich zwar verbessert, bleibt aber mit 4,65 problematisch.

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Metropolen: Spitzenreiter bei den Großstädten

Die meisten großen Städte haben sich beim ADFC-Fahrradklima-Test 2024 verbessert: Von 15 Metropolen (Städte über 500.000 Einwohner:innen) wurden zehn besser bewertet als 2022. Dass Frankfurt/Main dem Rad mehr Raum verschafft hat, auch zu Lasten des Autoverkehrs, haben die Menschen dabei positiv wahrgenommen. Mit einer Bewertung von 3,49 auf einer Skala von 1 bis 6 liegt die Mainmetropole bei den Großstädten über 500.000 Einwohner:innen vorn und hat Hannover (3,52) und die traditionelle Fahrradstadt Bremen (3,54) überholt. Nürnberg hat hingegen am stärksten aufgeholt und Leipzig bleibt im Osten die führende Metropole. In Berlin verschlechterte sich das Fahrradklima.

„Fahrradhochburgen“ können im Übrigen auch Städte mit anspruchsvollen Steigungen werden: Das liegt einerseits daran, dass immer mehr Menschen ein Elektrofahrrad nutzen, andererseits aber auch an guten Konzepten und Investitionen in den Radverkehr, die Tübingen und Auerbach im Vogtland zeigen. Tübingen (2,77) hat sich damit auf den ersten Platz in der Stadtgrößenklasse über 50.000 Einwohner:innen katapultiert und liegt vor Nordhorn (2,83) und Bocholt (2,92). In der Städteklasse ab 200.000 Einwohner:innen bleibt Münster (2,97) vor Freiburg im Breisgau (3,03) und Karlsruhe (3,05).

Zu den Ergebnissen

Sonderbefragung: Das Miteinander im Straßenverkehr

Der ADFC hat im Rahmen des ADFC-Fahrradklima-Tests 2024 erneut eine Sonderbefragung gemacht und stellte fünf zusätzliche Fragen zum „Miteinander im Verkehr“. Das Ergebnis: Das Miteinander im Verkehr wird 2024 mit der Note 4,05 deutlich schlechter bewertet als das Fahrradklima insgesamt (3,92).

Die schlechte Bewertung betrifft sowohl die Sonderbefragung als auch die Standardfragen, die regelmäßig im ADFC-Fahrradklima-Test abgefragt werden, zum Beispiel nach dem Sicherheitsgefühl der Radfahrenden oder zu Konflikten mit dem Kfz-Verkehr.

Für Radfahrende sind das Sicherheitsgefühl und ihre Akzeptanz als Verkehrsteilnehmende besonders wichtig – aber darum ist es fast überall in Deutschland schlecht bestellt. Das Miteinander im Straßenverkehr zu verbessern, ist dabei offensichtlich eine Herausforderung, wenn selbst Fahrradstädte wie Münster, Freiburg und Karlsruhe hier kaum punkten können. Wie es geht, zeigen Aachen und Bonn: Sie machen sichtbar Werbung für ein rücksichtsvolles Miteinander im Straßenverkehr und für mehr Sicherheit. Aachen hat zudem erfolgreich Verkehrsprojekte mit breiter Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger organisiert und erhält den Sonderpreis des ADFC-Fahrradklima-Tests 2024. 

Mehr zur Sonderbefragung

Umfrage erreicht große Teile der Gesellschaft

2024 haben rund 213.000 Menschen an der Befragung teilgenommen – trotz der größeren Hürde durch die geforderte Authentifizierung bei der Stimmabgabe. Es kamen 1.047 Städte in die Wertung. Alle Orte zusammen repräsentieren rund 54 Mio. Menschen. Fast 80 Prozent der Teilnehmer:innen sind keine ADFC-Mitglieder. Mehr als 90 Prozent haben Zugang zum Fahrrad und zum Auto – sie kennen also beide Perspektiven im Straßenverkehr. Dass mehr Elektroräder genutzt werden, bestätigt sich ebenfalls: 2024 liegt der Anteil der Menschen, die vor allem Elektroräder nutzen, bei 38 Prozent. 2018 waren es noch 15 Prozent. 

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https://www.adfc.de/artikel/uebersicht-zum-adfc-fahrradklima-test-2024

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