Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club e. V. (ADFC)

Eine Reihe von öffentlichen Leihfahrrädern mit silbernen Rahmen und grauen Körben am Lenker steht ordentlich nebeneinander an einer stationsgebundenen Verleihstation. Die Fahrräder sind auf einem gepflasterten Gehweg abgestellt, neben dem eine Grünfläche verläuft.

Bikesharing-Systeme reduzieren den Flächenverbrauch und erhöhen den Radverkehrsanteil in Städten. © iStock.com/salarko

Bikesharing

Öffentliche Leihräder können den Radverkehrsanteil in Städten erhöhen. Mehr Radverkehr macht einen Ort attraktiver und lebenswerter. Bikesharing eignet sich besonders für die letzte Meile zum Ziel.

Die meisten größeren Städte bieten öffentliche Leihfahrräder an. In Deutschland teilen sich Menschen mittlerweile deutlich mehr Fahrräder als Autos: Im September 2025 standen laut einer Studie von Zukunft Fahrrad rund 115.000 Leihräder bereit – das sind mehr als zweieinhalbmal so viele wie Carsharing-Fahrzeuge. Fast die Hälfte der Bikesharingflotte fährt elektrisch: Rund 58.000 sind Elektrofahrräder. Auch Lastenräder gehören zunehmend zum Leihangebot. Die Systeme sind fest in der städtischen Mobilität verankert.

Leihräder sind für den allgemeinen Gebrauch gedacht. Interessierte melden sich einmal an, dann können sie die Räder selbstständig, meist rund um die Uhr, ausleihen und zurückgeben.

Stationsgebunden oder frei abstellbar

In der urbanen Mobilität sind Leihfahrräder kaum noch wegzudenken. In einigen Städten wie Sevilla hat das Bikesharing das Fahrrad als Alltagsverkehrsmittel überhaupt erst wieder in den Fokus gerückt. 

Wie und wo Interessierte öffentliche Leihfahrräder finden, unterscheidet sich: Einige Anbieter nutzen spezielle Verleihstationen, teils mit Terminals, andere stellen ihre Leihräder frei an Straßenkreuzungen oder Plätzen ab. Ihnen gemeinsam ist, dass Leihräder im öffentlichen Straßenraum abgestellt werden. Nach einer Fahrt können Nutzende die Räder an derselben oder einer beliebigen anderen Station oder Straße innerhalb des Verleihsystems wieder abgeben. Neben den kommerziellen Anbietern gibt es in einigen Städten auch lokale Initiativen, die beispielsweise Lastenräder kostenlos verleihen.

Anbieter haben unterschiedliche Tarifsysteme. Oft ist die Ausleihe für die ersten 30 Minuten kostenfrei. Sie sind dadurch ein attraktives Angebot für Menschen, die zur Arbeit pendeln, oder in Städten Messen, Kongresse oder Sehenswürdigkeiten besuchen. Übrigens: ADFC-Mitglieder genießen bei den großen Anbietern Call a Bike und nextbike Preisvorteile und Vergünstigungen.

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Ausleihen und Nutzen

Wer ein Fahrrad leihen will, registriert sich meist online oder per App. Dabei lohnt sich ein Blick in die Allgemeinen Geschäftsbedingungen: Da Apps theoretisch auf viele Daten zugreifen können, sollten Nutzende darauf achten, welche Daten Anbieter tatsächlich erheben und verarbeiten. Nach dem Freischalten und Aufladen des Kontoguthabens können Nutzer:innen losfahren. An Terminals identifizieren sie sich mit ihren Kundendaten und bekommen beispielsweise die Stellplatznummer des Fahrrads angezeigt. Stationslose Systeme haben ein elektronisches Fahrradschloss, das sich per Smartphone-App auf- und zuschließen lässt. Wo die Fahrräder stehen, zeigt die App an.

Vorteile von geteilten Fahrrädern

Leihräder stehen in Großstädten meist in der Nähe von Haltestellen des ÖPNV. Wer sie nutzt, muss sich keine Gedanken um Diebstahl oder Wartung machen. Leihräder werden regelmäßig gewartet – ein Bremstest vor Fahrtantritt ist ratsam, ebenso ein prüfender Blick auf das gesamte Fahrrad: Beschädigte Bremsen, durchstochene Reifen oder defekte Schlösser kommen vor.

Öffentliche Leihfahrräder sind, so der ADFC, eine gute Möglichkeit, Autofahrten in den Städten zu ersetzen oder Firmenstandorte an der Peripherie an das ÖPNV-Netz anzubinden. Bikesharing kann Flächenverbrauch und Schadstoffemissionen reduzieren.

Leihräder kommen auf bis zu 10.000 Kilometer pro Jahr, damit werden sie stärker genutzt als viele private Fahrräder. Bei optimaler Verfügbarkeit fahren mehr Menschen Rad – das zeigen Beispiele wie Sevilla: Die spanische Stadt konnte durch ein engmaschiges Fahrradverleihsystem sowie den schnellen Ausbau der Wege das Radfahren fest etablieren und den Radverkehrsanteil erheblich steigern.

Leihfahrräder erhöhen die Sichtbarkeit des Fahrrads im Stadtbild. Eine Fahrradflotte mit Stadtlogo oder -silhouette stärkt zudem das Stadtmarketing.

So funktioniert Bikesharing im Idealfall

  • Stationen liegen maximal 400 m voneinander entfernt.
  • Leihen und Zurückgeben funktioniert einfach und schnell.
  • An Stationen sind durch intelligente Verteilung immer Leihräder verfügbar.
  • Die ersten 30 Minuten sollten frei sein, optimal wäre eine kommunale Finanzierung.
  • Einfache Verknüpfung mit dem ÖPNV.
  • Robustes Design und Technik sichern komfortables Fahren und reduzieren Instandhaltungskosten.
  • Fahrräder und Stationen müssen funktional, sicher und gewartet sein.
  • Stadtmarketing durch standorttypisches Design fördern, wie Hamburgs rote Stadträder.

Marktentwicklung

Deutschland hat mit aktuell rund 115.000 Leihrädern im Einsatz im europäischen Vergleich noch Luft nach oben: Während Städte wie Paris und Antwerpen auf rund 36 Ausleihen täglich pro 1.000 Einwohner:innen kommen, erreichen die besten deutschen Städte wie Dresden oder Karlsruhe knapp unter 10 Ausleihen (Zukunft Fahrrad, 2025).

Expert:innen sehen einen großen wirtschaftlichen Nutzen: Laut einer aktuellen Studie zahlt sich jeder in Bikesharing investierte Euro langfristig mehrfach aus – durch Faktoren wie Gesundheit, Zeitersparnis und lokale Arbeitsplätze. Bis 2030 könnte der gesellschaftliche Nutzen von Bikesharing in Europa auf rund eine Milliarde Euro jährlich steigen (EIT Urban Mobility, 2025).

Eine junge Frau mit langen dunklen Haaren, weißem Oberteil, Jeans und schwarzer Umhängetasche steht an einer Bike-Sharing-Station und entnimmt ein weißes Leihfahrrad. Die Station verfügt über mehrere nummerierte Stellplätze mit grauen Dockingelementen. Im Hintergrund sind ein belebter Stadtplatz, historische Gebäude, Passanten und ein Bahnhofsgebäude zu sehen.
Bikesharing-Systeme bieten ein attraktives Mobilitätsangebot für Berufspendler, Touristen und Stadtbesucher und tragen dazu bei, unnötige Autofahrten zu ersetzen. © iStock.com/Oscar Martin

Die wichtigsten Bikesharing-Anbieter

Der deutsche Bikesharing-Markt wird von wenigen großen Akteuren dominiert, ergänzt durch lokale Systeme und gemeinnützige Initiativen:

  • Nextbike: Der Marktführer ist in über 100 deutschen Städten präsent, oft im Auftrag der Kommunen oder Verkehrsbetriebe (z. B. KVB-Rad in Köln, metropolradruhr).
  • Call a Bike: Das Angebot der Deutschen Bahn ist an vielen ICE-Bahnhöfen und in zahlreichen Großstädten (z. B. Frankfurt, Hamburg) verfügbar.
  • Multimodale Anbieter: Internationale Anbieter wie Lime, Tier-Dott oder Bolt bieten in einigen Großstädten neben E-Scootern auch Elektrofahrräder im „Free-Floating“-Modell an (Ausleihe und Rückgabe überall im Geschäftsgebiet möglich).
  • ADFC-Angebote und Freie Lastenräder: In vielen Städten engagiert sich der ADFC direkt. Beispiele sind „Fietje“ in Bremen (kostenlose Lastenräder), „Pedder“ (Spezialräder für Inklusion) oder die „fLotte“ in Berlin und Brandenburg. Diese Angebote sind meist kostenlos und werden ehrenamtlich getragen. Einen Überblick über rund 170 Initiativen gibt der Verband „Freie Lastenräder“ auf freies-lastenrad.org.
  • Lokale Systeme: In einigen Regionen gibt es lokale Anbieter wie MVG Rad in München oder StadtRAD in Hamburg.
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