Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club e. V. (ADFC)

Zwei Frauen mit Fahrrädern auf einem kleinen Marktplatz in einer brandenburgischen kleinen Stadt

Radtouristinnen in kleiner Stadt in Brandenburg. © ADFC/Herfort

Radtourismus im Fahrradland-Plus

Mehr als die Hälfte der Deutschen fährt im Urlaub und auf Tagesausflügen Rad. 2023 fanden 455 Mio. Tagesausflüge und 5,5 Mio. Reisen per Rad statt. Fünf Gründe für die Förderung des Radtourismus und fünf Forderungen des ADFC.

Den Radtourismus gewinnbringend fördern, bedeutet auch Rückenwind für das Fahrradland-Plus. Der Radtourismus ist ein dynamisch wachsender, krisenfester Markt, der Wachstumspotenzial bietet. Richtig gefördert und umgesetzt, treibt der Radtourismus Wirtschaft, ein leistungsfähiges Verkehrssystem, das aktive Mobilität nutzt, und Klimaschutz voran. Auf diese Weise ist Radtourismus ein wichtiger Baustein und Multiplikator für das Fahrradland-Plus.

Fünf Gründe für die Förderung des Radtourismus

  1. Starke Umsätze als regionale Wirtschaftsförderung
    Radtourismus ist Wirtschaftskraft: Aufgrund seiner Angebotsstruktur fördert der Radtourismus vor allem strukturschwache und ländliche Räume, denn hier verläuft der überwiegende Teil der Radrouten. Das geschätzte Gesamtausgabevolumen von Radtourist:innen betrug 2023 rund 23 Milliarden Euro. Diese Ausgaben sind Antrieb und Standbein für die regionale Wirtschaft. Sie sind für Beherbergungs- und Gastronomiebetriebe, Freizeiteinrichtungen sowie den Einzelhandel eine relevante Einkommensquelle.
  2. Lebensqualität erhöhen und zu einem attraktiven Wirtschaftsstandort beitragen
    Ein gutes (touristisches) Radroutennetz kommt auch der Wohnbevölkerung vor Ort zugute. Aus der ADFC-Radreiseanalyse 2024 geht hervor, dass 89 % der Radausflügler:innen direkt vor der Haustür starten. Der Radtourismus spielt daher auch für die Naherholung eine wesentliche Rolle. Ein gutes fahrradtouristisches Angebot ist ein Baustein für gute Lebensqualität in Städten und Gemeinden. Die geschaffene Infrastruktur dient auch dem Gemeinwohl.
  3. Antrieb für ein leistungsfähiges Verkehrssystem, aktive Mobilität und Klimaschutz
    Der Radtourismus ist eine klimafreundliche Form des Reisens, vor allem wenn die An- und Abreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln kombiniert wird. Radtourist:innen nutzen – im Vergleich zu anderen Reiseformen – deutlich häufiger die Bahn. Die ADFC-Radreiseanalyse zeigt zudem, dass die Menschen das Fahrrad nach ihrem Radurlaub häufiger im Alltag nutzen und mehr Fahrten vom Pkw auf das Rad verlagern.
  4. Europa stärken: Grenzen überwinden
    Durch die geographische Lage im Herzen Europas eignet sich Deutschland hervorragend als Destination für den internationalen Fahrradtourismus. Deutschland ist die Schnittstelle von zehn der 17 EuroVelo-Routen (einem europaweiten, länderübergreifenden Radroutennetz) und daher attraktives Ziel für Gäste aus dem Ausland. Der Fahrradtourismus ermöglicht als Resonanztourismus in besonderem Maße direkte Begegnungen mit Land und Leuten.
  5. Gesündere Menschen durch aktive Mobilität in Freizeit und Urlaub
    Radfahren verbessert die mentale und körperliche Gesundheit. Die Bewegung an der frischen Luft reduziert Stress und kann Krankheiten vorbeugen. Der Radtourismus ist eine aktive und gesunde Form des Reisens. Der Gesundheitsaspekt ist für viele Radreisende einer der fünf wichtigsten Beweggründe für diese Reiseform.

Fünf ADFC-Forderungen für zukunftsfähigen Radtourismus

Um die beachtlichen Potenziale des Radtourismus auch für die Zukunft voll auszuschöpfen, bedarf es der zielgerichteten politischen Unterstützung und fortlaufender Investitionen in öffentliche Infrastrukturen. 

Deshalb fordert der ADFC:

  1. Radnetz Deutschland kraftvoll weiterentwickeln
    Um die Vorreiterposition Deutschlands im radtouristischen Wettbewerb zu behaupten, muss die Entwicklung des Radnetzes Deutschland in zentraler Verantwortung und mit finanzieller Unterstützung des Bundes weiter vorangetrieben werden.
  2. Fahrradfreundliche Mobilitätsketten schaffen
    Insbesondere Radurlauber:innen reisen überdurchschnittlich oft mit der Bahn und dem öffentlichen Verkehr an (ca. 40 %). Wenn die umweltverträgliche Anreise mit öffentlichen und umweltschonenden Verkehrsmitteln gewährleistet wird, kann Fahrradtourismus sein volles Potenzial als klimafreundlicher und nachhaltiger Tourismus entfalten. Die Fahrradmitnahme ist daher ein wichtiger Bestandteil einer nachhaltigen touristischen Mobilitätskette.
  3. Natur schützen – Betretungsrecht erhalten
    Intakte Naturräume sind eine wesentliche Grundlage für das Radfahren in der Freizeit. Den Erhalt der Ökosysteme und Biodiversität sicherzustellen, sollte im Fokus künftiger Gesetzvorhaben (bspw. Bundeswaldgesetz) stehen. Es bedarf verbindlicher Regelungen für den Erhalt und Schutz von Naturräumen als Ökosysteme und Erholungsräume für künftige Generationen.
  4. Fortbildungsoffensive Radtourismus starten
    Der Fachkräftemangel ist ein branchenübergreifendes Problem, das auch den Fahrradtourismus betrifft. Neben ausreichend geschulten radtouristischen Fachkräften in den Tourismusorganisationen braucht es auch radtouristisches Know-how in der Radverkehrsplanung, sowohl im öffentlichen Dienst als auch in Planungsbüros. Durch neue Formen der Zusammenarbeit zwischen Radtourismus und Radverkehr, sowie einer stärkeren Vernetzung beider Bereiche, können Ressourcen künftig gebündelt und Synergien stärker genutzt werden, um den Herausforderungen des Personalmangels entgegenzuwirken.
  5. Radtouristische Forschung und Förderung verbessern
    Um die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands als führende Destination im Radtourismus zu erhalten, ist eine Förderung systematischer Grundlagenforschung und eines regelmäßigen Monitorings notwendig. 

Ausführlich beschreibt der ADFC seine Gründe und Forderungen in der herunterladbaren Broschüre „Radtourismus im Fahrradland-Plus: Radtourismus gewinnbringend fördern – Rückenwind für das Fahrradland-Plus“.

Auch in der blauen Medienbox zu finden.

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