Subjektive Sicherheit und Radfahren für alle
Internationale Gäste haben auf ADFC-Veranstaltungen neue, innovative und international erfolgreiche Elemente und Maßnahmen zur Radverkehrsförderung sowie neue Forschungsergebnisse präsentiert. Videos und Vorträge gibt es in der virtuellen Akademie.
Philippe Crist ist beim International Transport Forum der OECD u. a. für Innovationen im Stadtverkehr zuständig. Der begeisterte Radfahrer macht auf dem ADFC-Symposium 2016 per Video-Botschaft die globale Bedeutung des Radverkehrs für die urbane Mobilität der Zukunft klar.
Er verdeutlichte, dass Metropolen weltweit effiziente Verkehrssysteme brauchen – und kein Verkehrsmittel ist so flächensparsam, verlässlich und gleichzeitig gesund wie das Fahrrad.
Radfahren für alle
Attraktive und sichere Radverkehrsinfrastruktur für alle Zielgruppen – diesen Ansatz verfolgen verschiedene Metropolen. Die internationalen Beispiele zeigen: Sichere Radverkehrsinfrastruktur wird gerade dort gebraucht, wo sie besonders schwierig umzusetzen sind, etwa an Hauptverkehrsstraßen.
Wo es gelingt, sie umzusetzen – und das ist harte politische Arbeit – zeigt sich, dass ganz neue Bevölkerungsgruppen aufs Rad umsteigen, einfach weil durch das subjektiv gestiegene Sicherheitsgefühl das Radfahren attraktiv wird.
Video: Philippe Crist, International Transport Forum; Vortrag: Radfahren global: Voneinander lernen (2016) zur Bedeutung des subjektiven Sicherheitsgefühls (in englischer Sprache)
Protected Bike Lanes
Insbesondere die „Protected Bike Lanes“ haben sich international durchgesetzt und lassen sich auf viele Straßen und Städte übertragen. Martha Roskowski, Vizepräsidentin der Organisation People for Bikes aus den USA, stellt in ihrem Vortrag die „Protected Bike Lanes“ vor, die in US-amerikanischen Städten mit großem Erfolg eingerichtet wurden und hier als wichtiges Planungsinstrument für die Gestaltung von Radverkehrsanlagen aufgenommen wurden.
Als geschützte Radfahrstreifen hat der ADFC sie in Deutschland bekannt gemacht. In der ADFC-Kampagne #MehrPlatzFürsRad veranschaulicht eine drei Meter breite blaue Folie, wie viel Platz und Sicherheitsgefühl sie für Radfahrende bietet.
Video: Martha Roskowski, People für Bikes, USA; Vortrag: Complete Streets (2016) zu den erfolgreichen Protected Bike Lanes in Städten der USA (in englischer Sprache)
Subjektives Sicherheitsgefühl und Beinah-Unfälle
Menschen müssen durch die Infrastruktur befähigt werden, mit dem Rad zu fahren. Dr. Rachel Aldred von der University of Westminster hat die Kultur hinter der Infrastruktur hinterfragt, um zu verstehen, was Menschen am Radfahren hindert. Viele sehen das Radfahren als gefährlich an, auch wenn es objektiv betrachtet nicht gefährlicher ist als manche Sportart. Doch wer täglich zur Arbeit fährt und dabei häufig sogenannte „Beinah-Unfälle“ durch zu enges Überholen oder Bedängen von Kfz erlebt, schätzt das Risiko offensichtlich anders ein als beim Sport ein.
Für die Studie haben 2.500 Radfahrerinnen und Radfahrer ein Jahr lang eine Art Tagebuch mit gefährlichen Situationen im Straßenverkehr geführt – mit teils erschreckenden Ergebnissen. Die Radverkehrsinfrastruktur ist diskriminierend und ungerecht, so die Studie. Nur mit politischer Unterstützung und geschützter Radverkehrsinfrastruktur kann es gelingen, alle Bevölkerungsgruppen wie Frauen, die Generation 60+, Kinder und Radfahrende ohne Sportdress aufs Rad zu bringen.
Video: Dr. Rachel Aldred, Universität Westminster; Vortrag: Verstehen, was Menschen am Radfahren hindert (2017) zum subjektiven Sicherheitsgefühl und Beinah-Unfällen (in englischer Sprache)
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