Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club e. V. (ADFC)

Sicherheitsabstand beim Überholen festgeschrieben: 1,5 m innerorts.

Sicherheitsabstand beim Überholen festgeschrieben: 1,5 m innerorts. © Fotolia/zuchero

StVO-Novelle in Kraft getreten

Mit der Novelle der Straßenverkehrs-Ordnung (StVO) sollen laut Bundesverkehrsministerium Verbesserungen für den Radverkehr erreicht und das Radfahren sicherer gemacht werden. Die Novelle ist seit dem 28. April 2020 in Kraft.

Der ADFC hatte im Vorfeld kräftig gearbeitet, um mit einem eigenen Gesetzentwurf möglichst viele und weitreichende Verbesserungen für Radfahrende zu erreichen. Das Ministerium folgte dem ADFC-Entwurf in weiten Teilen.

Das ändert sich für Autofahrende (bezogen auf den Radverkehr):

  • Kfz-Fahrer:innen müssen einen festgeschriebenen Mindestüberholabstand von 1,5 m innerorts und 2,0 m außerorts beim Überholen von Radfahrenden einhalten! Bisher gab es nur gerichtlich festgelegte Abstände. Damit greift die StVO die langjährige Forderung des ADFC nach festgeschriebenen Mindestüberholabständen auf.
  • Für das Parken auf Geh- und Radwegen sowie für das Halten in zweiter Reihe gelten höhere Bußgelder! Die bisherigen Bußgelder von 15 bis 30 Euro erhöhen sich auf 55 und bis zu 100 Euro. Erstmals gibt es für Parkverstöße – bei Gefährdung – zusätzlich einen Punkt in Flensburg. Auch andere Parkverstöße werden teurer, z. B. auf Straßenbahnschienen: mit Behinderung künftig 70 statt 35 Euro.
  • Bußgelder für gefährdendes Abbiegen und Dooring verdoppelt! Werden Radfahrende durch Kfz-Fahrende beim Abbiegen gefährdet, wird ein Bußgeld von 140 Euro statt wie bisher 70 Euro fällig – und ein Monat Fahrverbot. Gefährdung durch plötzlich aufgerissene Autotüren: 40 statt 20 Euro.
  • Das Halten auf Radschutzstreifen ist verboten! Damit entfällt das bisher erlaubte Halten von bis zu drei Minuten.
  • Das Parkverbot vor Kreuzungen und Einmündungsbereichen wurde neben Radwegen auf acht Meter ausgeweitet.
  • Schrittgeschwindigkeit für rechtsabbiegende Kraftfahrzeuge über 3,5 t festgeschrieben! Um Abbiegeunfälle zu vermeiden, dürfen Lkw nur noch mit Schrittgeschwindigkeit rechts abbiegen, schneller nur dann, „wenn nicht mit Radverkehr zu rechnen ist“, so die ergänzende Einschränkung durch den Bundesrat. Schritttempo gibt dem Lkw-Fahrer mehr Zeit, die Abbiegesituation zu überblicken. Das Bußgeld für die Missachtung beträgt 70 Euro, dazu kommt ein Punkt im Fahreignungsregister.

Das ändert sich für Radfahrende:

  • Das Nebeneinanderfahren von Radfahrenden ist ausdrücklich erlaubt! Mit der Novelle der StVO ist die Regelung klar formuliert: Sofern anderer Verkehr nicht behindert wird, darf man auf dem Rad generell zu zweit nebeneinander fahren.
  • Grünpfeil nur für den Radverkehr! Ein spezielles Verkehrszeichen erlaubt das Rechtsabbiegen bei roter Ampel nur für Radfahrende, nach vorherigem Anhalten. Der Grünpfeil für den Kfz-Verkehr gilt nun auch für Radfahrende.
  • Fahrradzonen: Mit dem neuen Verkehrszeichen können nun größere zusammenhängende Bereiche nach den Regeln für Fahrradstraßen eingerichtet werden.
  • Personenbeförderung: Auch Menschen jenseits des Kindesalters dürfen nun auf Fahrrädern mitgenommen werden, die auch zur Personenbeförderung gebaut und eingerichtet sind.
  • Beschilderung von Fahrradstraßen in Tempo-30-Zonen vereinfacht. Wenn eine Fahrradstraße durch eine Tempo 30-Zone verläuft, kommt die Straßenverkehrsbehörde an den Querungsstellen der Fahrradstraße künftig mit weniger Verkehrszeichen aus.
  • Eine weiße Fahrstreifenbegrenzung links und rechts macht Radwege außerorts besser erkennbar.
  • Bußgelderhöhung für das Radfahren auf Gehwegen von aktuell 10 bis 25 Euro auf 55 bis 100 Euro. Zum Schutz von Fußgänger:innen werden die Bußgelder auf das neue Kfz-Niveau angehoben. Der ADFC hält es für richtig, dass Fußgänger:innen stärker vor Radverkehr auf dem Gehweg geschützt werden. weist aber gleichzeitig darauf hin, dass Menschen dann auf Gehwege ausweichen, wenn sie sich mit dem Rad auf der Straße nicht sicher fühlen und/oder gute Radverkehrsinfrastruktur fehlt. Die Verschärfung der Bußgelder macht eine qualitativ hochwertige Radinfrastruktur mit guten, breiten und eigenen Radwegen umso dringlicher, so der ADFC.

Die neuen Verkehrszeichen für den Radverkehr: Fahrradzone, Radschnellweg, Überholverbot von Radfahrenden, Zusatzzeichen Lastenrad (z. B. für Parkflächen), „Haifischzähne“ zur Markierung der Vorfahrt von Radwegen sind demnächst neu im Straßenbild.

Ausführlichere Erläuterungen zu den einzelnen Änderungen sind im Radwelt-Artikel nachzulesen, der als PDF-Dokument in der blauen Medienbox heruntergeladen werden kann. Dort findet sich auch der Link zum aktualisierten Bußgeldkatalog für Radfahrende.

Downloads

Social Media Sharepic StVO-Novelle

Social Media Sharepic StVO-Novelle

Copyright: ADFC | April Agentur

1080x1080 px, (PNG, 108 KB)

alle Themen anzeigen

Werde ADFC-Mitglied!

Unterstütze den ADFC und die Rad-Lobby, werde Mitglied und nutze exklusive Vorteile!

  • exklusive deutschlandweite Pannenhilfe
  • exklusives Mitgliedermagazin als E-Paper
  • Rechtsschutzversicherung
  • Vorteile bei vielen Kooperationspartnern
  • und vieles mehr

Dein Mitgliedsbeitrag macht den ADFC stark!

Zum Beitrittsformular

Verwandte Themen

Um gegenseitige Rücksichtnahme wird geboten.

Regeln für Mountainbiker

Wenn viele Menschen mit unterschiedlichen Ansprüchen die Natur zur Erholung nutzen möchten, kann das auf schmalen…

Städtische Verkehrsszene mit Fahrradinfrastruktur

StVO-Novelle: Steckbrief Tempo 30

Die neue StVO erleichtert Tempo 30 an Schulen, Kitas und Krankenhäusern – auch auf Bundesstraßen. Neu sind…

Fahrradampel

Verkehrsregeln für Radfahrende

Das Fahrrad ist ein Fahrzeug – Radfahrende haben alle Rechte und Pflichten wie andere Fahrzeugführende auch. Der ADFC…

Ein mit schlamm bespritzter Mountainbiker hat gerade einen Zielbogen passiert und lächelt.

Projekt MTB-Marathon Teil 5: Im Ziel

Vier Tage Mountainbike-Rennen im Erzgebirge: Bei der Treibjagd im Dunkelwald war mit Regen, Kälte, Schlamm, Sonne und…

Das Bild zeigt die Arbeitsgruppe "Mehr Frauen im ADFC".

Mehr Frauen für den ADFC

Der ADFC vertritt die Interessen aller Menschen, die das Fahrrad nutzen oder nutzen wollen. Die Arbeitsgruppe „Mehr…

Radfahrer auf einem Brompton G-Line bei regenerischem Wetter in der Stadt.

Gesehen und Gefahren: Brompton mit Wachstumsschub

Das Brompton ist ein Faltrad-Klassiker und eigentlich längst aus dem Alter heraus, in dem man noch wächst. Aber trotzdem…

Illustration InnoRAD Autofreie Straßen

Temporär autofrei in Bogotá und Stockholm

Autofreie Monate und Sonntage in Bogotá und Stockholm sind ein Paradies für Menschen, die gern zu Fuß und mit dem Rad…

#StandWithUkraine

#StandWithUkraine

Der ADFC zeigt sich solidarisch mit allen Menschen, die aufgrund des Krieges ihre Heimat verlieren, von ihren Liebsten…

Fahrradfahren im täglichen Verkehr

Bekenntnis zur Trendwende im Verkehr: Nachgefragt bei Burkhard Stork

Die Nationale Plattform „Zukunft der Mobilität“ soll helfen, bis 2030 pro Jahr etwa 70 Mio. Tonnen CO₂ im Verkehrssektor…

https://www.adfc.de/artikel/stvo-novelle-in-kraft-getreten

Bleiben Sie in Kontakt