Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club e. V. (ADFC)

Hunderte von Fahrrädern verschiedener Farben und Modelle stehen dicht gedrängt und ungeordnet auf einer befestigten Fläche; die Räder sind ineinander verschachtelt, mit Körben, Taschen und bunten Sattelbezügen ausgestattet, ohne erkennbare Parkordnung oder Abstellvorrichtungen.

Rechtlich erlaubt, praktisch problematisch: Massenhaftes Fahrradparken ohne Struktur. © ADFC | Dieter Schulz

Fahrräder parken: Rechte und Grenzen

Fahrräder dürfen auf Gehwegen und öffentlichen Plätzen stehen, wenn sie Menschen zu Fuß oder im Rollstuhl nicht behindern. Kommunen dürfen sie dort einfach entfernen. Gerichte haben in mehreren Urteilen die Rechte von Radfahrenden gestärkt.

Das Parken von Fahrrädern zählt zum Gemeingebrauch öffentlicher Straßen. Die Straßenverkehrs-Ordnung (StVO) kennt keine speziellen Parkverbote für Fahrräder. Auf Gehwegen dürfen Fahrräder stehen, solange Menschen zu Fuß oder im Rollstuhl durch sie nicht behindert werden. Gerichte haben in mehreren Urteilen die Rechte von Radfahrenden gestärkt.

Rechtliche Grundlagen zum Fahrradparken

Das Bundesverwaltungsgericht hat entschieden, dass Fahrradparkverbotsschilder in Fußgängerbereichen nicht beachtet werden müssen (BVerwG, 3 C 29.03). Auch am rechten Fahrbahnrand dürfen Fahrräder längs parken, müssen bei Dunkelheit aber beleuchtet sein.

Das Oberverwaltungsgericht Hamburg bestätigte, dass auch das Abstellen von Mieträdern zum Gemeingebrauch zählt, wenn die Fahrräder betriebsbereit und nur vorübergehend abgestellt sind (OVG Hamburg, 2 Bs 82/09). Anders verhält es sich bei Schrotträdern oder Fahrrädern mit so großen Werbetafeln, dass man sie nicht mehr als Verkehrsmittel nutzen kann – hier gilt der Gemeingebrauch nicht mehr.

Behindern Fahrräder andere, dürfen sie entfernt werden

Eine Stadt darf Fahrräder nicht einfach entfernen, nur weil sie das Stadtbild stören. Das Oberverwaltungsgericht Lüneburg entschied in einem Fall, dass eine „optische Belästigung“ kein ausreichender Grund sei, um ein Fahrrad zu entfernen.

In dem verhandelten Fall hatte die Stadt Göttingen das Schloss eines Fahrrads am Bahnhofsvorplatz aufgebrochen, das Rad abtransportiert und dem Besitzer die Kosten in Rechnung gestellt. Das Gericht stellte klar: Nur wenn Fahrräder andere Menschen behindern oder belästigen, dürfen sie entfernt werden. Das Straßenverkehrsrecht dient der Sicherheit und Ordnung des Verkehrs, nicht der Verschönerung des Stadtbilds.

Das Gericht befand, dass ein zwischen zwei Bänken abgestelltes und an einer Armlehne angeschlossenes Fahrrad niemanden nachhaltig beeinträchtige (OVG Lüneburg, 11 LA 172/08).

Ausnahmen beim Gemeingebrauch

Nicht alle abgestellten Fahrräder genießen den gleichen Schutz. Schrotträder oder Fahrräder mit überdimensionalen Werbetafeln fallen nicht mehr unter den Gemeingebrauch und können daher eher entfernt werden.

Bei Mieträdern haftet nicht der Verleihbetrieb für Schäden durch unsachgemäß abgestellte Fahrräder. Er muss Geschädigten lediglich Auskunft über den Namen der Person geben, die möglicherweise das Fahrrad abgestellt hat, wie das Amtsgericht Frankfurt am Main entschied.

Für Radfahrende bedeutet das: Sie dürfen ihr Fahrrad auf öffentlichen Flächen abstellen, müssen aber darauf achten, dass sie niemanden behindern. So bleibt das Fahrrad sicher und legal geparkt, und die Stadt hat keinen rechtlichen Grund, es zu entfernen.

alle Themen anzeigen

Werde ADFC-Mitglied!

Unterstütze den ADFC und die Rad-Lobby, werde Mitglied und nutze exklusive Vorteile!

  • exklusive deutschlandweite Pannenhilfe
  • exklusives Mitgliedermagazin als E-Paper
  • Rechtsschutzversicherung
  • Vorteile bei vielen Kooperationspartnern
  • und vieles mehr

Dein Mitgliedsbeitrag macht den ADFC stark!

Zum Beitrittsformular

Verwandte Themen

Flüchtlingsarbeit im ADFC

Arbeit für Geflüchtete: Integrationsbeschleuniger

Schon immer bringen die Aktivitäten rund um das Fahrrad Menschen zusammen – das große ehrenamtliche Engagement im ADFC…

Eine Reihe von öffentlichen Leihfahrrädern mit silbernen Rahmen und grauen Körben am Lenker steht ordentlich nebeneinander an einer stationsgebundenen Verleihstation. Die Fahrräder sind auf einem gepflasterten Gehweg abgestellt, neben dem eine Grünfläche verläuft.

Bike-Sharing

Mit öffentlichen Fahrradverleihstationen kann der Radverkehrsanteil steigen. Die positive Wirkung: Mehr Menschen auf…

Der ADFC-Bundesvorsitzende Frank Masurat spricht auf einer Bühne. Im Vordergrund zahlreiche Zuschauende.

Parlamentarischer Abend: Potenziale ausschöpfen – Klimaziele erreichen!

Am 6. Juni 2024 fand in Berlin der Parlamentarische Abend „Fahrradland Deutschland: Potenziale ausschöpfen – Klimaziele…

Zum Start der Koalitionsverhandlungen fordert der ADFC mehr Radverkehr und Klimaschutz.

ADFC fordert: Klimaschutz und Radverkehr nach vorn bringen

Zum Start der Koalitionsverhandlungen fordert der ADFC den Radverkehr massiv zu stärken, um Klimaschutz und…

Kindertransport im Lastenrad

Kindertransport und -begleitung: Rechtliche Bestimmungen

Die Straßenverkehrs-Ordnung schreibt vor, wer ein Kind auf dem Rad transportieren kann, wie alt das transportierte Kind…

Konflikte mt dem Kfz-Verkehr können für Radfahrende stressig sein.

Projekt ESSEM untersucht Stressempfinden von Radfahrenden

Das Projekt ESSEM untersucht Einflussfaktoren auf das Stressempfinden von Radfahrenden, um Radfahren sicherer und…

Auf dem Schulweg

Mit dem Rad zur Grundschule

Wann Kinder den Schulweg per Rad meistern, hängt von individuellen Fähigkeiten und der Verkehrssituation auf dem Weg ab.…

Die Siegerstädte des ADFC-Fahrradklima-Tests 2020

Wie immer mit Spannung erwartet: Die Ranglisten des ADFC-Fahrradklima-Tests. Welche Städte haben in den einzelnen…

5 Minuten Ruhe im lauten Straßenverkehr

ADFC-Aktion: 5 Minuten Ruhe

Radverkehrspolitik braucht einen größeren Stellenwert, um die derzeitigen Umstände auf den Straßen wie Stress und Lärm…

https://www.adfc.de/artikel/fahrraeder-parken-rechte-und-grenzen

Bleiben Sie in Kontakt