Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club e. V. (ADFC)

Ein mit schlamm bespritzter Mountainbiker hat gerade einen Zielbogen passiert und lächelt.

Erleichtert: Die zweite Etappe ist geschafft. © ADFC/Polina Ievleva

Projekt MTB-Marathon Teil 5: Im Ziel

Vier Tage Mountainbike-Rennen im Erzgebirge: Bei der Treibjagd im Dunkelwald war mit Regen, Kälte, Schlamm, Sonne und Hitze alles dabei – vor allem ganz viel Spaß. Das lag auch am Wettkampfmaterial.

Was für eine Fahrt: Wilde Abfahrten, steile, nicht enden wollende Anstiege und eine gute Stimmung prägten das Etappenrennen mit den Startorten Breitenbrunn, Johanngeorgenstadt und Oberwiesenthal. Und mittendrin der Radwelt-Redakteur aus dem Flachland, der schon länger nicht mehr als fünf Minuten am Stück bergauf gefahren ist.

Tag 1: Bergzeitfahren Dunkelwald Climb

An einem Donnerstag Mitte Juli ging es im Trailcenter Rabenberg los. In den Tagen zuvor hatte es viel geregnet, auch zum Auftakt nieselte es immer wieder, und die Temperaturen verbreiteten eher Herbststimmung.

Am Fuße des Rabenbergs starteten am Abend die Teilnehmenden zum Prolog und gingen mit jeweils 15 Sekunden Abstand auf die Strecke. Fünf Kilometer und etwa 300 Höhenmeter ging es hinauf zum Trailcenter. Rechtzeitig zum Start kündigte sich beim Redakteur eine Erkältung an – oder war es nur Nervosität?

Er setzte seine Kräfte dosiert ein, um nicht auf halber Strecke einzubrechen. Am Ende ging es besser als gedacht, auch wenn oben die Beine glühten. Nun hieß es, abwarten, ob es weitergehen kann oder ob die Krankheit sich durchsetzt.

Tag 2: Dunkelwald Marathon

Die zweite Etappe startete auf der Ziellinie des Vortags am Trailcenter Rabenberg. Die dunklen Wolken hatten sich weitgehend verzogen, die Sonne zeigte sich gelegentlich und die Temperatur erinnerten entfernt an Sommer. Es war wohl doch Nervosität, die Beine jammerten aber noch über die Kletterei des Vortags.

Bereits kurz nach dem Start waren Räder und Fahrer:innen mit Schlammvollgespritzt, denn der Untergrund war längst noch nicht trocken. Über Trails mit höchstem Spaßfaktor und Forststraßen geht auf und ab, bis die letzte, herausfordernde Abfahrt Mensch und Maschine ordentlich durchschüttelt. Dem Körper wird keine Erholung gegönnt. Für den langen und steilen Schlussanstieg müssen die Muskeln noch einmal richtig ausgequetscht werden  – bei praller Sonne und schwülwarmer Luft, denn der Sommer ist zurück.

 

Tag 3: Kamm-Bike-Cross

Bestes Wetter erwartete die Teilnehmenden der Treibjagd am Samstag in Johanngeorgenstadt, der Heimat des Schwibbogens. Ein 15 Kilometer langer Rundkurs bot wieder viel Abwechslung aus Hochgeschwindigkeitspassagen, technisch anspruchsvollen Abfahrten und kräftezehrenden Kletterpartien. Die Zahl der Teilnehmenden war deutlich höher als bei den ersten beiden Etappen. Bei der Treibjagd kann jede Etappe auch als Einzelwettkampf gefahren werden. An Wochenenden ist die Nachfrage naturgemäß größer als an Werktagen.

Tag 4: Erzgebirgsradrennen

Kontrastprogramm am letzten Tag: Start und Ziel der letzten Etappe lagen im Biathlonstadion Oberwiesenthal, Deutschlands höchstgelegener Stadt. Die Strecke führte weitgehend auf breiten Forststraßen zunächst fast ausschließlich bergab bis zum tiefsten Punkt, die zweite Hälfte ging es dementsprechend fast nur bergauf. Fahrtechnisch wenig anspruchsvoll, aber ein Kraftakt: Vor allem der sehr steile und sehr lange Schlussanstieg erfoderte mehr Kraft als Fahrzeugbeherrschung. Zudem waren Spurenlese-Qualitäten gefragt, denn nicht jede Abzweigung war eindeutig gekennzeichnet. Der Redakteur endschied sich, den den Reifenspuren zu folgen. Im Ziel war etwas Zeit nötig, um zu realisieren, dass die Treibjagd im Dunkelwald schon vorbei war. Schade, denn die Beine haben sich mit jedem Tag besser angefühlt und das Etappenrennen hat wahnsinnig viel Spaß gemacht!

 

Das Material

Erfreulich: Ohne jegliche Pannen und technische Probleme kam der Redakteur durch die vier Tage. Das Canyon Lux Trail (ausführliche Beschreibung hier) ist eine gute Wahl für die teils ruppigen Abfahrten. Es vermittelte jederzeit viel Sicherheit. Die versenkbare Sattelstütze kam kaum zu Einsatz, da es nur wenige Passagen gab, in denen der abgesenkte Sattel einen Vorteil gebracht hätte.

Seitenaufnahme eines Mountainbikers, der sich außen im Fahrerfeld eines MTB-Rennens befindet.
Das Canyon Lux Trail zeigte sich immer verlässlich und bot bergauf wie bergab hervorragend Fahreigenschaften für den Renneinsatz. Die Federung machte den ruppigen Untergrund erträglich und half bergab, die Kontrolle zu behalten. © ADFC/Polina Ievleva

Erfreulich: Ohne jegliche Pannen und technische Probleme kam der Redakteur durch die vier Tage. Das Canyon Lux Trail (ausführliche Beschreibung in Folge 4) ist eine gute Wahl für die teilweise ruppigen Abfahrten und hat jederzeit viel Sicherheit vermittelt. Die versenkbare Sattelstütze wäre verzichtbar gewesen, weil es nur wenig schwierige Passagen gab, in denen der abgesenkte Sattel einen Vorteil gebracht hätte. 

Besonders bewährt hat sich die gewachste Kette (Folge 4). Selbst nach der Schlammschlacht der ersten Etappe war der Antrieb fast sauber. Da Schmutz an Kettenwachs kaum haften bleibt, spart man sich mühsame Reinigung. Es setzt sich auch kein Ölschlamm an den Schaltwerksröllchen oder anderswo fest.

Ein Durchgang der Wachsbehandlung hätte sicher für alle Etappen gereicht. Zur Sicherheit hat der Redakteur vor der letzten Etappe noch mit dem Super Secret Chain Lube-Flüssigwachs von Silca nachgeschmiert. Damit lässt sich die Zeit zur nächsten Heißwachs-Behandlung verlängern. Das Auftragen ist so mühelos wie bei herkömmlichen Kettenöl – nur muss man berücksichtigen, dass das Wachs mindestens zwölf Stunden, besser aber 24 Stunden trocknen kann. 

Die Schwalbe-Rick-Reifen (Folge 3) kamen nur beim Bergzeitfahren zum Einsatz, um einen möglichst geringen Rollwiderstand zu nutzen. Traktion war auf dem Anstieg weniger gefordert. Die ausprobierte Version ist für trockene Strecken optimiert. Nach vielen Trainingskilometern zeigt der hinten montierte Reifen Verschleiß. Die niedrigen Stollen rollen zwar leicht, sind aber auch schneller abgefahren als Stollen mit mehr Material. Wer nicht jedes Wochenende und vor allem bei trockenem Wetter damit unterwegs ist, wird dennoch lange Freude daran haben.

Da der Untergrund an allen Tagen zumindest stellenweise feucht war, wurde auf das kurzfristig verfügbare Modell Mezcal von Vittoria umgerüstet. Er bietet mit einem gröberen Profil und einer weicheren Gummimischung als der Rick viel Traktion auf weichem Untergrund und bei feuchten Wurzeln, läuft dabei aber erfreulich leicht.

Die Bekleidung

Auch die ausprobierte Bekleidung bewährte sich im Renneinsatz. Die Everve-Hose Me (Folge 3) sitzt nach wie vor bequem, die Trainings- und Rennkilometer sind ihr nicht anzusehen, sie wirkt wie frisch „ausgepackt“. Gerade bei Wärme ist das zweigeteilte Sitzpolster sehr angenehm, weil es eine bessere Belüftung des Sitzbereichs zulässt.

Shimanos MTB-Schuhe SH-XC702 (Folge 1) zeigten ebenfalls keine Schwächen. Lediglich leichte Gebrauchsspuren sind an ihnen zu finden. Auf langen Ausfahrten bei hohen Temperaturen macht sich die breitere Version besonders verdient: Breite Füße finden auch dann noch genug Platz darin, wenn sie angeschwollen sind.

Die sehr starke Polsterung auf dem äußeren Handballen bei Chibas Handschuhen Bioxcell Air (Folge 4) soll eigentlich Druck vom Karpaltunnel nehmen, um einschlafende Hände zu vermeiden. Doch sie wirken auch ähnlich wie Flügelgriffe, indem sie dafür sorgen, dass das Handgelenk weniger stark abknickt, was gerade auf langen Strecken sehr angenehm ist. 

Nach einigen Waschdurchgängen sahen die Handschuhe leicht gerupft aus – die Chiba-Schriftzüge sind teilweise verschwunden und der Überzug der Polsterung ist verfärbt, funktional zeigten sich aber keine Einschränkungen. 

Die unter dem Red Bull-Label verkaufte Brille von MPG (Folge 4) bestätigte den positiven ersten Eindruck: Sie sitzt bequem, ihre Verdunkelung passt sich einigermaßen zügig an wechselnde Lichtverhältnisse an. Vor allem besticht sie im schattigen Wald durch ihre Kontrastverstärkung, sodass man die Struktur des Untergrunds auch im Zwielicht noch zuverlässig erkennen kann.

Damit endet das Projekt MTB-Marathon. Wir bedanken uns ganz herzlich bei den Organisatoren der Treibjagd im Dunkelwald und den Firmen, die uns ihr Material zur Verfügung gestellt haben!

René Filippek 

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